zur Funkrunde um 12:00 UTC ist es hier 07:00 LT und noch stockdunkel. Etwa 20 Meilen, vier Stunden Fahrt, liegen noch vor uns zum Ankerplatz vor Hanga Roa.
Dort liegt schon seit gestern die Shag II mit Marc und Raphael (F) und ein großer Katamaran Lagoon 450, die Spirit of PontaPreta, ebenfalls aus Frankreich.
Marina spricht hervorragend deutsch und ist mit Mann und zwei Mädchen bereits seit zwei Monaten hier. Alle sind begeisterte Surfer und reiten jeden Tag in der Bucht die gigantischen Brandungswellen.
Ich frage mich, wie wir hier je an Land kommen sollen?!
Wir ankern auf sandigem Grund in kristallklarem Wasser auf 15m Tiefe und beobachten das Kommen und Gehen der offenen Fischerboote. Welchen Weg nehmen sie in und aus aus dem kleinen Hafen? Die bunten Boote haben alle einen riesigen Außenborder von mindestens 30PS, mit dem sie einer heranrauschenden Welle davonfahren können. Unser 5PS Motörchen schafft es nicht einmal, das Dinghi mit zwei Personen ins Gleiten zu bringen.
Dann fährt der neben uns ankernde Segler an Land. Allein, in seinem kleinen Dinghi, macht sich Fanch von der Chanik auf den Weg durch die Wellen. Zwischendurch verlangsamt er merklich sein Tempo. Man muss einen bestimmten Rythmus abwarten, um unbeschadet an Land zu kommen.
Später erfahren wir, dass die Brandung heute besonders stark ist, und kein Segler an Land fährt, wenn es nicht unbedingt sein muss.
Für Michael musste es nach 17 Tagen auf See unbedingt sein. Eigentlich wäre ich lieber an Bord geblieben; ich habe kein gutes Gefühl.
Winzig klein, im Verhältnis zu den heranrollenden Giganten, sitzen wir im Beiboot, wie auf dem Präsentierteller. Die hohe Dünung hebt uns meterhoch an und läßt uns wieder im Wellental verschwinden, ehe sie sich mit lautem Krachen weiter vorne an den Felsen und in der Einfahrt zum Hafen bricht.
Der Pazifik ist anders, als der Atlantik. Hier muss man immer ein Auge hinter sich werfen. Doch der Skipper hält schnurstracks auf die Küste zu. Ich blicke angstvoll nach hinten und bin der Meinung, wir sollten erstmal umdrehen und die Dünung unter uns durchrollen lassen, denn so werden wir es nicht schaffen, vor der nächsten Welle heil in den Hafen zu kommen. Der Zyklus der sich brechenden Wellen beginnt und Mr. Ungeduld gibt Gas, was uns rein gar nichts nützt.
Kopfüber gehts es in die Brandung und ich finde mich gefangen unter dem Dinghi wieder. Ich kann nicht darunter heraustauchen mit der Feststoffweste, die wir beide vor dem Ritt noch angelegt haben. Eine weitere Welle stürzt über uns zusammen. Sehr unangenehmes Gefühl.
Die herbei geeilten Surfer bringen uns gegen den Sog der Wellen an Land. Eine gefühlte Ewigkeit dauert es, bis wir den Strand im Hafen erreichen. So viele helfende Hände. Ohne sie hätten wir es nicht geschafft.
Unser erster Landausflug ist also ins Wasser gefallen. Ich bleibe am Strand, lecke meine Wunden und trockne meine Sachen bei einem Bier. Der Skipper macht sich pudelnass auf einen Rundgang ins Dorf zum Supermarkt - was für eine Motivation!
Da unser Außenborder zu keinem Start mehr zu bewegen ist, bringen uns hiesige Fischer am Abend zurück zur ANICO.
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