Am Vorweihnachtstag haben wir uns von allen Seglern verabschiedet und die Leinen in Puerto Montt losgeworfen.
Etwa 30 Seemeilen bis zur Isla Abtao, dem einzigen Ankerplatz vor dem Canal Chacao, der gegen den noch wehenden Nordwind schützt .
Dort legen wir uns in Lauerstellung, um den, für den ersten Weihnachstag angekündigten, Südwind abzuwarten, der uns bequem bis nach Valdivia blasen soll.
Da wir nicht genau wissen, wie sich das örtliche Wetter Heiligabend verhält, machen wir uns auf alles gefasst und feiern Weihnachten schon mal am 23.12.
Der 24. fängt dann auch gut an und ist mit viel Arbeit verbunden.
Ich wache auf, weil meine Hand in eine Pfütze greift. Über meinem Kopf läuft Wasser an der Holzwand runter! Na super... Erstmal Handtücher holen und dann gehts auf die Suche nach dem Leck.
Die gesamte Deckenverkleidung muss abgeschraubt werden, anders gehts nicht. Das Deckenholz ist nass.
Fein, und nun? Kein Wasser weiter oben, auch nicht tropfendes, zu entdecken..... Doch da! Was ist das?
Vor Jahren hatten wir mal kleine Plastikhalter oben im Cockpit für das Gestänge der Kuchenbude. Die sind irgendwann abgebrochen und Michael hat alles entfernt. Zurück blieben kleine Löcher, durch die bisher nie auch nur ansatzweise ein Tropfen Wasser rann.
Nun hatte es seit Tagen geregnet und das Kabel vom Ankerlicht lag Tag und Nacht über genau einem kleinen Loch.........und...............steter Tropfen..........sorgte für ein weihnachtliches Wasserbett!
Das Loch wurde fachmännisch gestopft, die Holzverkleidung und die Betten getrocknet und die Decke wieder angeschraubt.
Und so verging der Heiligabend, wie im Flug. Wie gut, dass wir schon am 23. unser Festessen hatten.
Am 25. dreht der Wind und wie können planmäßig los. Dachten wir....
Rechtzeitig lichten wir den Anker in der geschützen Bucht und........bei 15m hängen wir fest. Oh nein, nicht schon wieder.......nicht in dieser Tiefe, nicht in diesem Eiswasser, nicht bei dieser Kälte, bitte bitte nicht!
Wir lenken nach steuerbord, backbord, rückwärts, vorwärts und überfahren den Anker. Nichts hilft. Bei 10m ist Schluß, mehr Kette bekommen wir nicht an Bord. Vermutlich hängen wir wieder in einer alten Mooring. Mit Glück hat sich nicht alles um den Anker vertütelt, sondern nur verhakt.
Ein allerletzter Versuch: wir lassen die Kette auf 40m rausrauschen, und ziehen das Schiff entgegen der Ankerrichtung seitlich weg.....und sind frei.
Nach 50 Minuten Ankeraufmanöver ist es geschafft. Anker ist oben. Wir können los.
Mit fast einer Stunde Verspätung machen wir uns auf den Weg.
Um durch den Canal zu kommen, sollten Tide und Wind möglichst mit uns sein. Leider spielte der Wind nicht mit. Er bläst uns entgegen und sorgt für eine fiese steile Welle, die uns immer wieder auf 4 Knoten aufstoppt. Ohne die Tidenströmung, die uns tatsächlich mit bis zu 9,5 Knoten (was für eine fantastische Geschwindigkeit!) hinauszieht, würden wir stehenbleiben. Erst als der Kanal breiter wird und in den Pazifik mündet können wir ganz hart am Wind an den letzten Felsbrocken vorbei aufs Meer hinaus.
Die Sonne scheint und wärmt ein wenig den kühlen Wind weg. Draussen auf dem Ozean, der nicht so still ist, wie sein Name verheißt, teilen wir die Nachtwachen ein. Und was passiert...? ...genau..!... mir wird schlecht....und dem Skipper gehts auch nicht gut ....Wir waren einfach zu lang an Land.
Das alles ist natürlich vergessen, wenn man wieder einen vernünftigen Ankerplatz bei schönstem Wetter gefunden hat und beruhigt ausschlafen kann.
Es ist der 27.12.2012. Wir sind auf der Isla Mancera, die in der Mündung des Río Valdivia liegt, angekommen. Morgen segeln wir in den Club de Yates in die Stadt.